Depressionen, Zukunftsangst und Stress, die Krankheiten unserer Zeit, sind laut David Servan-Schreiber heilbar – ohne Medikamente und jahrelanger Psychotherapie. Der Neurologe und Psychiater stellt in seinem Buch “Die neue Medizin der Emotionen” sieben wissenschaftlich überprüfte Behandlungsmethoden vor – eine davon zielt auf die Variabilität des Herzschlags.
Das Buch von Servan-Schreiber war eines meiner ersten Bücher, die ich zum Thema Herzratenvariabilität (HRV) gelesen habe. Obwohl die HRV nur einen kleinen Teil des Buches ausmacht, war es für mich sehr hilfreich. Die Erklärungen zum “emotionalen Gehirn” und seine Selbstheilungskräfte empfand ich als Bereicherung. Die vielen Patientengeschichten machen es Einsteiger leicht, die Zusammenhänge zu verstehen. Sie lockern die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Informationen so auf, dass sich das Fachbuch (etwa 40 Seiten mit Quellenangaben) fast wie eine Freizeitlektüre liest.
Wissenschaft unterhaltsam verpackt
David Servan-Schreiber (1961-2011) war Neurowissenschaftler und Psychiater. Etwa 20 Jahre betrieb er Grundlagenforschung in kognitiver Neurowissenschaft an der Universität Pittburgh. Seine akademische Bilderbuchkarriere nahm nach einem Besuch in Indien eine besondere Wendung. Nachdem er die traditionelle tibetische Medizin näher kennenlernte, veränderte er seine Einstellung zur westlichen Medizin. Wenig später beendete er seine wissenschaftliche Karriere. Als Chefpsychiater des Shadyside Hospitals von der Universität Pittsburgh begann er alternative Behandlungsmethoden auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Bereits ein Jahr später wurde er Mitbegründer des Center for Integrative Medicine in Pittburgh, was er bis zuletzt leitete. 2011 erlag David Servan-Schreiber einem Hirntumor.
Das Buch liefert Zusammenhänge aus der Neurobiologie. Es gibt ausführliche Erklärungen, warum sich mit bewusstem Denken Gefühle kaum kontrollieren, sondern nur mit allerlei Tricks beeinflussen lassen. Für HRV-Fans sind vor allem die Kapitel “Herz und Vernunft” und “Kohärenz im täglichen Leben” interessant.
“Bei Stresszuständen, Angstgefühlen, Depressionen oder Zorn wird der Rhythmus des Pulses ungleichmäßig ‘chaotisch’. Wohlbefinden, Mitgefühl und Dankbarkeit führen zu gleichmäßigen Pulsveränderungen, zur ‘Kohärenz’; der Wechsel zwischen Beschleunigung und Bremsen verläuft gleichmäßig. Kohärenz maximiert in einer gegebenen Zeit die Veränderung, führt zu größerer Variabilität und ist damit gesünder.” (aus “Die neue Medizin der Emotionen”, Seite 58)